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Neuigkeiten und Mitteilungen

/// Jugendfeuerwehr experimentiert in Corona-Zeiten

22.02.2021

Wo sonst Zeltlager-Zubehör, Anhänger und das Boot der Jugendfeuerwehr lagern, steht nun jede Menge Filmequipment. Hier produzieren die Ausbilder der Jugendlichen die Onlinedienste für den Feuerwehrnachwuchs.

Beleuchtung, Stative für Kamera und Mikrofon, Bildschirm und Laptop stehen hinter der Kamera bereit. Vor einem schwarzen Tuch steht Lukas Köpp. Der Jugendwart führt vor laufender Kamera ein Experiment durch. Zuhause vor ihren Bildschirmen sitzen mehr als 20 Mitglieder der Jugendfeuerwehr. Heute geht es um die Kraft von Wasser- und Luftdruck. Eine leere Getränkedose wird mit ein wenig Wasser gefüllt und die Flüssigkeit im Inneren zum Kochen gebracht. Dann wird die Dose mit der Öffnung nach unten in einen Eimer mit kaltem Wasser getaucht. Sofort zieht sie sich zusammen. Die Ursache: Der Wasserdampf nimmt in der Dose viel mehr Volumen ein, als das flüssige Wasser. Sobald der Dampf kondensiert, ist in der Dose viel weniger Volumen als vorher und der Luftdruck von außerhalb drückt sie zusammen.

Experimente bringen Themen aus dem Feuerwehralltag näher

Mit Hilfe kleiner Experimente wie diesem, werden verschiedene Themen aus dem Feuerwehralltag demonstriert und besprochen. Sie werden live ins Internet übertragen und zusätzlich aufgezeichnet und sind so jederzeit für die Mitglieder abrufbar.

Im Rahmen der Onlinedienste wurden schon Explosionen, Implosionen von Flüssigkeitsbehältern, Wärmeleitung, physikalische Grundsätze der technischen Hilfe oder chemische Gefahren demonstriert und anschaulich erklärt. Jedes dieser Themen wird von einem der 14 Ausbilder vorbereitet und durchgeführt. Ein weiterer Ausbilder spielt vom Computer zusätzliche Videos und Bilder ein, um weitere Informationen zu liefern.

Nur noch Lernen auf Distanz möglich

Doch warum der ganze Aufwand? Die Corona-Schutzmaßnahmen zwingen auch die Jugendfeuerwehr mit ihren 28 Mitgliedern zwischen 12 und 17 Jahren in die digitale Distanz. Seit fast einem Jahr kann kaum praktisch geübt werden. Lediglich im Sommer waren drei Wochen lang Dienste in kleinen Gruppen möglich. Und so wurde das Ausbilderteam rund um Lukas Köpp und seine beiden Stellvertreter Alexander Jackwert und Jens Böckmann kreativ.

„Zugegeben ist ein Online-Dienst natürlich nicht das gleiche, wie ein „normaler“ Übungsdienst. Das persönliche Miteinander bleibt leider in großen Teilen auf der Strecke“, resümiert Lukas Köpp. Dennoch sind er und sein Team überzeugt, dass die Online-Dienste eine willkommene Alternative im Rahmen der aktuellen Möglichkeiten sind. Das zeigen auch die Anwesenheitszahlen, oft sind alle Mitglieder bei den Übungsdiensten dabei.

Großes Interesse an "Jupp"

Außer den Experimenten, die durch die Kreativität und den Einsatz des Ausbilderteams in den vergangenen Monaten immer mehr an Professionalität gewonnen haben, gab es zu Weihnachten auch ein kleines Geschenk für die Mitglieder. Der sogenannte „Knoten-Jupp“ ist eine Eigenkreation, mit der die Jugendlichen zuhause alle wichtigen Knoten der Feuerwehr üben können – vom Rettungsknoten bis zum Schotenstich.

Wenn ein Thema es zulässt, wird der „Knoten-Jupp“ auch aktiv in die Online-Dienste eingebunden. „Da Knoten in der Jugendfeuerwehr immer wieder Thema sind, beispielsweise auf Wettkämpfen, können wir hier ein bisschen Praxis einbringen und so dafür sorgen, dass der ein oder andere Knoten mehr im Kopf der Jugendlichen bleibt“, erklärt Lukas Köpp. Entwickelt und gebaut haben die Ausbilder „Jupp“ selbst. Als die Jugendfeuerwehr auf ihrer Facebookseite von „Jupp“ erzählt, bekunden diverse Jugendfeuerwehren aus ganz Deutschland ihr Interesse am „Knotenmann“. 

Doch was bleibt von den Online-Diensten bei den Jugendlichen hängen? „Die Themen der Online-Dienste spiegeln aktuell nicht die normalen Themen im Jugendfeuerwehrdienst wider. Es geht eigentlich darum, gemeinsam Grundtätigkeiten der Feuerwehr zu erlernen, Geräte einzusetzen und natürlich als Team eine Menge Spaß zu haben“, sagt Köpp. Er betont, dass normalerweise die Praxis im Fokus stünde, die in der aktuellen Situation und auch im Online-Format bei aller Kreativität kaum durchführbar sei.

Keine langen Theorieblöcke

„Mit dem Brückenschlag von den spannenden Experimenten, hin zu dem Bezug zum Feuerwehralltag, erreichen wir dennoch einen kleinen „Lernerfolg“ bei unseren Jugendlichen“, sagt Köpp. Man versuche auch weitestgehend auf lange Theorieblöcke zu verzichten, da theoretischer Unterricht bei den Jugendlichen aufgrund von Homeschooling ohnehin schon einen großen Anteil im Tagesablauf einnehme.

„Wir wollen ihnen eine Alternative bieten: Anschauliche Experimente und dann ein kleiner Aha-Effekt für die Zukunft“, erklärt Köpp, der zusammen mit seinem Team natürlich auch das Ziel verfolgt, die Motivation für das Thema Feuerwehr bei den Mädchen und Jungen zu erhalten. Denn nur so könne man verhindern, dass in der aktuellen Situation Mitglieder austreten beziehungsweise nach Aufhebung der Kontaktbeschränkungen nicht wieder zur Jugendfeuerwehr kämen.

Das allerdings im Moment kein Übungsdienst in Präsenz stattfinden kann, ist zwar traurig, aber zum Erhalt der Einsatzfähigkeit der Feuerwehr unumgänglich, ist es Köpp abschließend wichtig zu betonen.